Vorwort: Wer die Burgruine noch von vor 1980 in Erinnerung hat, dem dürften die Veränderungen seit dieser Zeit nicht unbemerkt geblieben sein. Es ist in allererster Linie den Mitgliedern des Heimatvereins Grüningen e.V. zu verdanken, dass sich das schmucke Baudenkmal in dem heute ansehnlichen Zustand befindet. Unterstützt wurde die Vereinigung bei ihrem Jahrzehntwerk durch jährliche öffentliche Mittelzuwendungen seitens der Stadt, des Kreises und des Landes sowie den Denkmalbehörden.
Die Burg Grüningen: Als Dr. Peter W. Sattler im Jahre 1975 in seinem Beitrag in "Heimat und Bild" über die Burg Grüningen einen ausführlichen Artikel schrieb, gab er seinem Aufsatz die Zusatzüberschrift: Versunken und vergessen. Treffender hätte er seine Worte nicht wählen können. Versunken war diese Burg seit mindestens 350 Jahren, wenn nicht noch länger.
Der bauliche Zustand, der - man kann es ruhig so bezeichnen - verwahrlosten Ruine war äußerst schlecht. Und das Wissen über diese Burg war bei vielen Bürgern eher dürftig. Wer konnte denn schon etwas über die Geschichte dieser Burg erzählen? Also auch vergessen! Wir empfehlen jedem interessierten Heimatforscher, den damaligen Aufsatz von Herrn Sattler mal zu lesen. Aber wir wollen hier nicht nur die Sichtweise des spießigen Kleinbürgers präsentieren, der den Anblick, den ihm die ehemalige Wasserburg sowohl von innen als auch von außen bot, gar als schändlich bezeichnet hätte. Sicherlich der Jahrhunderte lange Dornröschenschlaf hatte den Gräsern, Brennnesseln und dem Efeu Gelegenheit gegeben, dort zu wachsen, wo sie gut gediehen, z.B. im gesamten Innenhof sowie auf und an den Ringmauern. Ob dieser Bewuchs den Verfall der Burg beschleunigt oder eher gebremst hat, darüber lässt sich im nachhinein immer spekulieren. Wer diese Burg heute nach all diesen vielen Stunden geleisteten Arbeitseinsatzes erstaunt betrachtet, oben vom Palas herabblickt auf den Burghof, seinen Blick über die restaurierten Burgmauern von der südlichen Eingangspforte über Osten zur Nordwand schweifen lässt, um schließlich bei dem mächtigen Eckturm zu verweilen, auf dem an Tagen besonderen Anlasses, wie dem heutigen, die Fahne des Heimatvereins Grüningen e.V. weht, der verspürt wohl beides zugleich: Stolz, aber auch ein bißchen Wehmut. Welch tolle Gruselgeschichte hätte man in diesem Quadrat von 27 m Grundseite drehen können. Man schaue sich bloß einmal das damalige Burgtor an und stelle sich dabei vor, an einem nebligen Novemberabend öffne sich dasselbe ganz langsam knarrend, Hundegebell aus der Ferne, und plötzlich eine blutende Hand im Türspalt. Vermutlich haben auch Filmregisseure nichts von der Existenz der Grüninger Burg gewusst. Und wir wollen noch etwas nicht unerwähnt lassen: Für nicht wenige der heute über 40jährigen war die Burg ein idealer Spielplatz, wo man Nachmittage - ungestört durch Vater und Mutter - seine Zeit mit Freunden verbringen konnte. Diese Einleitung sollte nun aber ganz und gar kein Lobgesang auf die gute alte Zeit sein, nur ein bisschen Erinnerung. Es gilt sich eben auch zu verabschieden von dieser Idylle, wenn wir die in mühevoller Arbeit restaurierte Burg von heute unter die Lupe nehmen wollen.